Das Post-COVID-Syndrom

© Agenturfotografin – stock.adobe.com

Definition und Einteilung [1]

Die Corona-Erkrankung wird ausgelöst durch das Virus mit der Fachbezeichnung SARS‐CoV‐2. Zur Pandemie wurde die Erkrankung erklärt durch die WHO am 11.März 2020. Nach der Akuterkrankung können Symptome fortbestehen

Potenziell infektions-assoziierte Symptome Woche 1 – 5
Akute Post-Covid-Symptome Woche 5 – 12
Long Covid-Symptome Woche 12 – 24
Persistierende COVID-Symptome über 6 Monate

 

Hier Broschüre über Long COVID herunterladen [PDF, 536 kB].

 

© DonkeyWorx – stock.adobe.com

Die Symptome sind gekennzeichnet durch die Infektion des Atemtraktes, aber auch (weniger bekannt) durch Krankheitserscheinungen jenseits des Atmungssystems, was man sich erklären muss durch einen systemisch-entzündlichen Prozess. Allein neuropsychiatrische Spätkomplikationen treten in 22% der COVID-Fälle nachträglich auf.

Art der Post-COVID-Erkrankung Symptome
Neurokognitives Post-COVID Brain Fog, Schwindel, Aufmerksamkeits- und Konzentrations­schwierigkeiten, Verwirrtheit
Autonomes Post-COVID Engegefühl über der Brust, Herzrasen, Palpitationen und Rhythmusstörungen
Gastrointestinales Post-COVID Durchfälle, Bauchschmerzen, Erbrechen
Respiratorisches Post-COVID Atemnot, Kurzatmigkeit, Fatigue, Husten, Halsschmerzen
Muskuloskelettales Post-COVID Muskel- und Gelenkschmerzen
Psychogenes Post-COVID Angst, Depression, PTBS, Schlaflosigkeit

 

Wie entsteht das Post-Covid-Syndrom [2]?

Allein neuropsychiatrische Spätkomplikationen treten bei 22%  der Erkrankungen auf [3]: Angst, Depression, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Veränderungen  des Geruchssinns (Anosmie, Parosmie), Psychosen.  Noch nicht geklärt ist, ob all das auf der septischen Virusverbreitung beruht, oder als Folge der darauf erfolgten (überschießenden) Immunreaktion oder durch direkte Schädigung der Hirngefäßmuskulatur durch das Virus selbst.

Fest steht, dass es zu einer

  • immunologischen Fehlregulation [4] kommt, vermittelt durch Interleukin 6 (IL‐6) und Interleukin 1β.

Das forderte geradezu dazu heraus, therapeutisch zu reagieren mit

  • Immunmodulatoren wie IL‐1 Rezeptor-Antagonisten (Anakinra) und IL‐6 Blockadestrategien (Tocilizumab)

Und bei der Depression im Speziellen, geht man aus von einer Beteiligung von Entzündungs­mediatoren wie

  • proinflammatorischen Zytokinen, wiederum IL‐6, IL‐1β und das Serumprotein CRP [5].

Therapieoptionen

Obgleich durch Tocilizumab (s.o.) die Verläufe gemildert und das Outcome verbessert werden kann, verbleiben 2 wesentliche Nachteile: das Medikament ist nicht universell beschaffbar, extrem teuer und mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden (z.B. bakterielle Superinfektion, erneute Virusaktivierung). Es gibt einige einfache Maßnahmen zur Situationsverbesserung:

 

Basismaßnahmen

  Anti-Viral Entzündungshemmend Gerinnungshemmend
Vitamin C   Ja  
Vitamin D3   Ja Ja
Vitamin B1   ja  
Zink Ja    
Melatonin Ja Ja  
Kurkuma Ja Ja  
Grüner Tee Ja Ja  
Quercetin Ja Ja Ja
ACC   Ja Ja

 

Ketamin

Ketamin hingegen, der nichtselektive NMDA-Antagonist, das in Zentren wie dem unseren seit Jahren erfolgreich eingesetzt  wird in der Behandlung von Depression [6], Angst, Zwang, PTBS, Sucht und Schmerz, hat all diese Nachteile nicht. Der entzündungshemmende Effekt von Ketamin wird als maßgeblich beteiligt an seiner antidepressiven Wirkung angesehen [7], ist es doch unbestritten, dass mit Ketamin einerseits das neuronale Transmittersystem optimiert werden kann und andererseits eine Herunterregulation der Zytokin-Aktivität (IL-6) erfolgt.

Wie aber wirkt Ketamin beim Post-COVID-Syndrom? Es wirkt sowohl entzündungshemmend als auch positiv regulierend auf die immunologische Fehlregulation, die beim Post-COVID-Syndrom festgestellt wurde (s.o.).

Vereinfachte Darstellung

Ketamin beeinflusst den Entzündungsprozess und die symptombildenden Veränderungen im System.

Die häufigsten Post-COVID-Symptome

Die häufigsten Post-COVID-Symptome, mit denen Patienten unsere Praxis aufsuchen, sind neuropsychiatrische Störungen oder Schmerz-Probleme im Gefolge der COVID-Erkrankung:

  • Brain Fog („Schneeflocken im Gesichtsfeld“)
  • Denkstörungen und depressive Entwicklung
  • Herzrhythmusstörungen
  • Fatigue
  • Einbrechen der körperlich und seelischen Belastbarkeit
  • Erhöhte Körpertemperatur
  • Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen
  • Kurzatmigkeit

Ketaminbehandlung

Wir verabreichen an 5 aufeinanderfolgenden Tagen perfusorgesteuert Ketaminlösungen in individualisierter Dosierung und unter intensivmedizinischen Bedingungen, d. h unter Aufsicht eines Facharztes für Anästhesiologie, Verwendung von Pulsoxymeter und kontinuierlichem EKG, unter reizabgeschirmten Bedingungen und Nachüberwachung. Wichtig zu wissen: nach der Ketamin-Infusion dürfen Sie nicht Auto fahren. Die meisten Patienten nehmen sich für die 5 Tage eine Ferienwohnung in Praxisnähe und kommen täglich 1 x für 1,5 Stunden in die Praxis.

  1. Fernández-de-Las-Peñas, C., et al., Defining post-COVID symptoms (post-acute COVID, long COVID, persistent post-COVID): an integrative classification. International Journal of Environmental Research and Public Health, 2021. 18(5): p. 2621.
  2. Akinosoglou, K., et al., Ketamine in COVID‐19 patients: Thinking out of the box. Journal of Medical Virology, 2020.
  3. Nalleballe, K., et al., Spectrum of neuropsychiatric manifestations in COVID-19. Brain, behavior, and immunity, 2020. 88: p. 71-74.
  4. Vabret, N., et al., Immunology of COVID-19: current state of the science. Immunity, 2020. 52(6): p. 910-941.
  5. Arteaga-Henríquez, G., et al., Low-grade inflammation as a predictor of antidepressant and anti-inflammatory therapy response in MDD patients: a systematic review of the literature in combination with an analysis of experimental data collected in the EU-Moodinflame Consortium. Frontiers in psychiatry, 2019. 10: p. 458.
  6. Park, L., et al., The effects of ketamine on typical and atypical depressive symptoms. Acta Psychiatrica Scandinavica, 2020. 142(5): p. 394-401.
  7. Zhan, Y., et al., Alterations of multiple peripheral inflammatory cytokine levels after repeated ketamine infusions in major depressive disorder. Translational Psychiatry, 2020. 10(1): p. 1-9.

 

Bekannt und empfohlen aus

  • Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Ausgezeichnet.org zu laden. Mit dem Klick auf den Button akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Ausgezeichnet.org.
    Mehr erfahren

    Inhalt laden

    Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Docinsider zu laden. Mit dem Klick auf den Button akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Docinsider.
    Mehr erfahren

    Inhalt laden

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ProvenExpert zu laden. Mit dem Klick auf den Button akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von ProvenExpert.
Mehr erfahren

Inhalt laden